Drei internationale Langstreckenrennen in drei Ländern und das alles zu Zeiten von Corona, das ist eine logistische Knobelaufgabe, der sich die irischen Organisatoren der Five Miles from Home Challenge diesen Sommer erfolgreich stellten. Wie immer im Wettkampfsport ging es auch hier um Platzierungen, Auszeichnungen und Trophäen, aber dieses Mal spielten diese eine untergeordnete Rolle, denn in erster Linie wollten die Ausrichter erreichen, dass der weltweit unter der Pandemie sanft dahindösende Wassersport wieder zum Leben erweckt würde.
So erreichte die FKV Dragonauten am 1. März, zu einem Zeitpunkt, an dem aufgrund der bundesweiten Coronafallzahlen an Sport in größeren Gruppen nicht zu denken war, eine Einladung zu einer Regattaserie mit drei Rennen, die nacheinander in Schottland, Irland und Wales stattfinden sollten. Die Besonderheit war, dass jeder Teilnehmer auf seinem heimischen Gewässer und unter den lokal geltenden Corona-Bedingungen teilnehmen dürfte. Für alle galt, dass die Rennen innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters absolviert werden sollten, der Kurs je zur Hälfte mit und gegen die Strömung oder alternativ im Kreis verlaufen und die Gesamstrecke 5 britische Meilen oder 8.047 Meter betragen müsste. Jeder Teilnehmer bzw. jedes teilnehmende Team sollte seine eigene Zeit nehmen und sie innerhalb einer gesetzten Frist zusammen mit einem Screenshot von einer GPS-App als Nachweis für die zurückgelegte Strecke an die Rennleitung schicken.
Eine kleine Gruppe von ambitionierten Dragonauten war schnell gefunden, darunter ein ehemaliger Trainer, der zwischenzeitlich nach Berlin gezogen war, und da Drachenbootfahren im Frühjahr in vielen Regionen Deutschlands noch nicht wieder erlaubt war, wurden wie bereits im Vorjahr Kajaks und OCs als fahrbare Untersätze gewählt. Das Training begann im April und jeder für sich oder in kleinen Gruppen “schrubbten” die angehenden Wettkämpfer Meile um Meile auf dem Main bzw. auf dem Tegeler See, dabei immer ein Auge auf dem GPS, um mit jeder Ausfahrt eine bessere Zeit einzufahren. Nach Monaten des sportlichen Winterschlafes taten die ersten paar Runden vielleicht noch etwas weh, aber bald setzte das Wettkampffieber ein.
Zum Start des ersten Rennens im Mai hatte sich ein ansehnliche Liste von Mitstreitern aus Australien, den USA, Spanien, Italien, Irland, Großbritannien, der Ukraine, den Niederlanden und Deutschland zusammengefunden. Die teilnehmenden Bootsklassen umfassten eine lange Reihe von unterschiedlichen Ruderbooten, Outriggern, SUPs, Rennkajaks, Seekajaks, Wanderkajaks und sogar Sit-on-Tops. Die Dragonauten starteten in den vereinseigenen Wanderkajaks und OC-1’s.
Um Gedränge im und am Bootshaus zu vermeiden, verteilten wir unsere Renneinsätze so, dass selten mehr als zwei Personen gleichzeitig am Verein waren. Entsprechend unterschiedlich waren die Bedingungen, die wir zu unseren jeweiligen Rennen vorfanden. Mal lächelte die Sonne auf eine glatte See, mal stampften unsere Boote gegen eine steife Brise an, entsprechend unterschiedlich fielen unsere Ergebnisse aus. Dennoch zeigte sich bereits nach dem ersten Rennen, dass wir um die vorderen Plätze mitkämpfen konnten. Wir behielten unseren Vorsprung auch bei dem zweiten Rennen im Juni bei, zu diesem Zeitpunkt waren zwei FKV Paddlerinnen die schnellsten weiblichen Kajaker im Gesamtklassement und der Berliner Dragonaut war der zweitschnellste männliche Athlet!
Das dritte Rennen im Juli konnte leider nur noch von einigen FKVlern bestritten werden, denn zu diesem Zeitpunkt begannen schwere Regenfälle im Umland das Wasser des Mains gefährlich anschwellen zu lassen, sodass die Kajaker schweren Herzens von einer Rennteilnahme absahen.
Am Ende war es unser Neuzugang Farhad Daneshvar, der eine Auszeichnung für den Verein nach Frankfurt holte. Nicht aufgrund seiner sportlichen Leistung, obwohl diese nach allen drei Rennen mit einem 4. Platz im Gesamtklassement durchaus beachtlich war, sondern weil die Rennleitung von der Geschichte seiner Flucht aus dem Iran und seiner schnellen Integration in Deutschland – immer unterstützt von seinen Freunden beim FKV – äußerst beeindruckt war. Dafür erhielt unser Verein die Auszeichnung Boats without Boundaries.