Die FKV Dragonauten treten mit 18 Paddler*innen, Trommlerin und Steuermann zum ersten Mal seit ihrem Bestehen beim Venice International Dragon Boat Festival an.
Am Samstag, den 4. Juni, fanden sich bei strahlender Sonne und wolkenlosem Himmel 16 Drachenboot-Teams vor dem Centro Sportivo Reyer, der zentralen Sportstätte im nördlichen Venedig ein; darunter vier französische, vier englische, zwei italienische, zwei amerikanische, zwei arabische, ein tschechisches und ein deutsches Team. Alle Teams waren auch für die am Sonntag geplante 30km lange Vogalonga angemeldet.
Das Organisations-Team war noch mit letzten Vorbereitungen beschäftigt, sodass wir noch Zeit für Teamfotos und einen kurzen Schwatz hatten, bevor sich die Türen öffneten und wir Zugang zum Innenhof des Sportzentrums bekamen. Dort eingelaufen wurden wir mit einer ersten Herausforderung konfrontiert: Das tschechische Damenteam mittleren Alters – nicht englischsprachig und ohne vorab reserviertes Teamzelt – hatte sich sofort unser gebuchtes Zelt geschnappt und war erst nach mehreren Anläufen und energischem Zureden durch die Organisatoren aus selbigem hinauszubewegen. Sobald diese Hürde überwunden war, richteten wir uns unter den giftigen Blicken der nun obdachlosen Damen häuslich ein und nach einem kurzen Team Captains Meeting wurden wir auch schon zum Boarding für unseren ersten Lauf aufgerufen.
Neben uns waren in der Mixed Sport Kategorie die Typhoon Dragons aus London, ein Team aus Miami und das Firmen-Team von Emirates Airlines aus den Vereinten Arabischen Emiraten gemeldet. Die zwei Vorläufe waren so konzipiert, dass die Fun-Teams, die Sport-Teams und die Damen-Teams zuerst außerhalb der Wertung fuhren. Nur die Zeiten der Pink-Teams, also der Brustkrebsversehrten, wurden während der Vorläufe genommen, für die restlichen Teams boten die Rennen eine Gelegenheit zum Testen des Wassers, der für uns ungewohnten Champion-Boote und natürlich auch ein erstes Ausloten der Konkurrenz.
Der Kurs war an Start und Ziel mit kleinen weißen Bojen markiert und verlief parallel zum Land. Ein Polizeiboot war in Aktion, um sich der Rennstrecke nähernde Motorboote zum Abbremsen zu bewegen, aber trotzdem hatten wir und andere Flachwasserakrobaten schon bei der Fahrt zum Start etwas Mühe, nicht die halbe Lagune an Bord zu nehmen. Auch das Ausrichten am Start war eine Herausforderung für Linienrichter und Steuerleute, denn Wind und Wellen machten es schwierig, die Boote auf Position zu halten. Die Steuerfrau des auf Bahn 2 rechts neben uns liegenden Team Emirates kämpfte sichtlich und sobald das Startkommando kam und alle Teams lospaddelten, dauerte es auch nur wenige Sekunden, bis sich Emirates und Dragonauten auf einer Bahn – unserer Bahn – unerwartet nahekamen. Beim Start hatten die Airliner uns noch alt aussehen lassen, aber schon wenige Meter später waren wir Kopf an Kopf – bis uns eine Welle über Bug und Süllrand, die uns diverse Liter Meerwasser bescherte, aus dem Konzept brachte. Bis wir uns wieder sortiert hatten, war die Konkurrenz an uns vorbei und das Rennen gelaufen.
Vorlauf 2, für uns wieder auf Bahn 3, verlief um einiges besser. Dieses Mal erwarteten wir die Wellen und behielten unseren Rhythmus bei. Die Überraschung war eine andere: Links neben uns auf Bahn 4 lag ein Damenteam aus Miami, das vom Start weg nicht nur durch viel Lautstärke, sondern auch durch erstaunliches Tempo und Durchhaltevermögen auffiel. Überhaupt waren wir in diesem Lauf das einzige Mixed Team neben drei Damen-Teams und hatten eigentlich mit einem einfachen Sieg gerechnet, aber es war ein harter Kampf um jeden Meter und auch hier gingen wir am Ende nur als Zweite durchs Ziel.
Die Schlacht am lauwarmen Buffet in der Mittagspause absolvierten wir erwartungsmäß mit Erfolg, sodass wir zum letzten Rennen an diesem Tag gestärkt und höchst motiviert gegen die drei anderen Mixed Teams an den Start gingen. Der Wind hatte während des Nachmittags zugenommen und wir hatten Mühe, unsere Position an der Startlinie auf Bahn 2 zu halten. Mehrmals mussten die Boote den Start erneut anfahren, weil sie drohten, von Wind und Strömung aufeinander geschoben zu werden. Carsten brachte uns genau auf Linie und als das Kommando endlich kam, kamen wir gut in Fahrt und hielten das Tempo über die gesamten 200 Meter ohne Einbruch durch. Entsprechend dicht beieinander war der Zieleinlauf, aber dieses Mal waren es die Londoner, denen wir uns geschlagen geben mussten und auch Team Emirates hatte knapp vor uns die Nase über die Linie geschoben. Dennoch waren wir höchst zufrieden mit unserer Leistung, denn wir hatten gegen zwei stärkere Teams, die beide mit 20 Paddlern fuhren, alles gegeben und uns teuer verkauft. Bei unserer Ankunft am Steg waren die vorher angelandeten Teams bereits heftig am Feiern und angefeuert durch einen enthusiastischen italienischen DJ wurden wir durch ein schier endloses Paddelspalier und eine Abklatschorgie geführt, die bei jedem von uns ein breites Grinsen aufs Gesicht zauberte.
Nach der Siegerehrung und einer kurzen Pause, in der von der Rennleitung weitere Drachenboote klargemacht wurden, wurden die Teams nacheinander wieder zum Boarding gerufen und gemeinsam begaben wir uns dann im Licht der Abendsonne auf eine langsame Kanalrundfahrt durch Cannaregio. Diese Festivalparade, die in früheren Jahren auch durch den Canal Grande führte, heute aber nur noch in den Nebenkanälen stattfinden darf, war ein würdiger Abschluss zu einem wunderschönen Tag mit viel Spiel, Spaß und Sport. Die Schokolade kam nach unserer Rückkehr, als das Aperitif-Buffet eröffnete und wir glücklich und zufrieden in die dargebrachten Eclairs, Rum-Babas und andere Leckereien bissen. Ein Angebot des DJs, die konsumierten Kalorien gleich wieder auf der spontan eingerichteten Tanzfläche im Innenhof des Sportzentrums zu verbrennen, wurde von diversen Dragonauten und Mitgliedern anderer Teams dankbar angenommen.
Die Vogalonga
Die am nächsten Tag folgende Vogalonga war mit ihrer Gesamtstrecke von 35km (inklusive der Fahrt vom und zum Sportzentrum, wo unser Boot lag) ein Erlebnis ganz anderer Art. Hier genossen wir zusammen mit über 7.000 weiteren Wassersportler*innen ausgiebig die Schönheit der Lagune, der Inseln um Venedig und natürlich die Pracht der Stadt selbst. Inklusive einer Mittagspause mit Musik an einem privaten Bootssteg in Burano (samt Anschiss), einem sehr langen Stau am Eingang nach Cannaregio und einer kurzen Irrfahrt durch die Seitenkanäle auf der Rückfahrt, bei der wir in einer Einbahnstraße von Dutzenden von primär deutschen, falschfahrenden Kajakpaddlern als zart unterbelichtet abgestempelt wurden, obwohl wir die einzigen waren, die die Beschilderung richtig interpretiert hatten, kamen wir nach rund fünf Stunden wieder am Sportzentrum an. Just in time für den inzwischen üblichen Nachtmittags-Aperol.
Fazit: Es war ein tolles Erlebnis und wir kommen sehr gerne wieder nach Venedig!